Grafenberg/Gerresheim/Rath - mit Video. Seit M itternacht ist die Düsseldorfer Feuerwehr im Dauereinsatz. Starkregen durch Sturmtief Bernd ließ Keller überlaufen und gegen Morgen trat die Düssel über die Ufer. Besonders betroffen war die Ostparksiedlung im Grafenberg. Am Nachmittag wurde der Strom abgestellt und die Bewohner wurden aufgefordert ihre Häuser zu verlassen. Das Düsselhochwasser floss zum Teil in den Ostparkweiher.
Die Feuerwehr spricht von einem Jahrhunderthochwasser. Bis zum Abend wurden 550 Einsätze verzeichnet.
Der Deutsche Wetterdienst warnte bereits frühzeitig vor einem lang anhaltenden Unwetterereignis, dass durch das Sturmtief Bernd auch hervorgerufen wurde. So warnten die Meteorologen vor gewittrigem und ergiebigem Starkregen von Dienstagmorgen 14. Juli, 6 Uhr bis einschließlich Donnerstag, 15. Juli, 6 Uhr. Die Einsätze verteilten sich über das gesamte Stadtgebiet, wobei die Stadtteile Flingern Nord und Süd, Grafenberg und die südlichen Stadtteile bisher als Einsatzschwerpunkte zählen. Nach bisherigem Erkenntnissen wurden keine Menschen durch das Unwetter verletzt.
Gegen Mitternacht erreichte die ersten stärken Regenschauer des Sturmtiefs Bernd Düsseldorf und verursachten bis Mittwochmorgen 8 Uhr, etwa 330 wetterbedingte Einsätze. Der Feuerwehr wurden vor allem zu vollgelaufenen Keller, Tiefgaragen und Unterführungen gerufen. Durch die zunehmenden Anruferzahlen in der Leitstelle der Feuerwehr Düsseldorf ließ der Einsatzleiter umgehend die Notrufüberlaufplätze durch weitere Einsatzkräfte besetzte, sodass möglichst schnell alle Hilfeersuchen angenommen werden konnten.
Nachdem die ersten Hilfeersuchen aus den Stadtteile Garath, Hellerhof und Benrath die Leitstelle der Feuerwehr erreichten und innerhalb der ersten beiden Stunden bereits zu über 50 wetterbedingte Einsätze führten, mussten für eine schnelle Bearbeitung die Einsätze nach ihrer Dringlichkeit eingestuft und bearbeitet werden. Durch das geschulte und qualifizierte Leitstellenpersonal wurden so die Feuerwehreinheiten nach Prioritäten zu den Einsatzstellen entsendet. Im weiteren Verlauf der Naht verschoben sich die Einsätze in Richtung Norden, wobei es hier zu vermehrten Einsätzen in den Stadtteilen Flingern Nord und Süd sowie Grafenberg kam. An der Altenbergstraße wurde das Gelände der Graf-Recke-Stiftung überflutet.
Rath. Der Tunnel der A 44 im Abschnitt zwischen Ratingen und Düsseldorf lief voll. Die Feuerwehr rettete drei Personen mit einem Boot, die mit ihren Fahrzeugen im Tunnel liegengeblieben waren, aus der Unterführung der A 44 unterhalb der A 52. Das Wasser stand im Tunnel bis zu 60 Zentimeter hoch.
Frühzeitig wurde durch den Einsatzleiter auch alle Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr zur Unterstützung der Berufsfeuerwehr alarmiert. Nach bisherigem Erkenntnissen wurden keine Menschen durch das Unwetter verletzt.
In den frühen Morgenstunden meldeten sich auch mehrere Anrufer über die Notrufnummer 112 bei der Leitstelle der Feuerwehr und berichteten, dass die Düssel an mehreren Stellen gefährlich nah an die Ufer tritt und droht überzulaufen. Hier wird die Lage durch die Feuerwehr Düsseldorf, das Umweltamt und die Stadtentwässerungsbetriebe engmaschig kontrolliert, um umgehend notwendige Maßnahmen einzuleiten.
Auf dem nördlichen Zubringer in Fahrtrichtung der Autobahn 44 lief die Fahrbahn auf einer Höhe von 60 Zentimeter mit Wasser voll, hier sperrte die Polizei vorsorglich die Straße.
Gegen 5 Uhr morgens meldete sich eine Galerie auf der Poststraße und meldete einen Wassereinbruch in ihren Kellerräumen. Hier stand zunächst der Schutz der Kunstwerke, die ein geschätzter Gesamtwert von circa fünf Millionen Euro haben, im Fokus. Nach gut dreieinhalb Stunden konnten die Einsatzkräfte den Keller von den Wassermengen befreien.
Am Rhein-Metall-Platz lief in der Nacht die Tiefgarage eines Bürokomplexes mit Wasser voll.
Unterstützung von THW und Bundeswehr wurde laut Stadt bereits angefordert.
Die Fahneburgstraße und der Dernbuschweg wurden gesperrt.
Störungen bei der Rheinbahn
Wegen eines Feuerwehreinsatzes auf der Glashüttenstraße wurde die Straße gesperrt. Busse und Autos wurden weiträumig umgeleitet. Die Polizei leitete auf der Rampenstraße den Verkehr in die Straße Im Brühl ab.
Die U73 endete vormittags an der Schönaustraße, nachmittags konnte die Haltestelle Gerresheim S-Bahnhof nicht angefahren werden und die Bahnen stauten sich auf der Heyestraße.
Der Bus 730 konnte die Haltestelle Ostparksiedlung nicht anfahren, außerdem musste er den Bereich Gerresheim S-Bahnhof nach Vennhausen weiträumig umfahren.
Die Rheinbahn meldet aktuell auf Facebook: Ab 22.45 Uhr endet die U72 an der Haltestelle Hubertushain.
Bahnverkehr betroffen
Der Zugverkehr auf der Fernbahnstrecke Rath-Unterrath musste eingestellt werden, weil hier der Kittelbach über die Ufer getreten ist und das Gleisbett geflutet hat.
Der Zugverkehr nach Wuppertal wurde ebenfalls eingestellt, betroffen sind die S-Bahn-Linien S5, S8 und S68.
Der Zugverkehr zwischen Düsseldorf und Köln ist ebenfalls betroffen.
Ostparksiedlung
Am Abend war der Einsatzschwerpunkt immer noch an der Ostparksiedlung. Auf 700 Meter wird eine Sandsackbarriere errichtet. 25.000 Säcke werden vorbereitet. Betroffen ist das Gebiet zwischen Zweibrückenstraße, Rapunzelweg und Dreherstraße mit insgesamt rund 350 Gebäuden. Es wird damit gerechnet, dass die Keller der Häuser mit Wasserständen von 1,5 bis 2 Metern Höhe überflutet werden. Die Wassermassen können erst in den kommenden Tagen kontrolliert abgepumpt werden. Anwohner berichten schockiert, dass sie ein solches Hochwasser noch nicht erlebt hätten.
Am Nachmittag lief die Evakuierung an. Um 15.30 Uhr hatten die Stadtwerke aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der dortigen Trafostationen im betroffenen Bereich den Strom abgeschaltet. Die Feuerwehr half den Bewohnern, ihre Wohnungen zu verlassen. Anders als bei einer Bombentschärfung sind diese allerdings nicht verpflichtet, den Bereich zu räumen. Die Betreuungsstelle für Bürger, die nicht bei Familien oder Bekannten unterkommen können, steht die Gesamtschule an der Graf-Recke-Straße 170 zur Verfügung. Die Gaststätte am Ostpark bleibt die ganze Nacht auf, dort werden Helfer und Feuerwehrleuteversorgen von Anwohnern und dem Kleingärtnerverein versorgt.
Oberbürgermeister Stephan Keller, Beigeordneter Christian Zaum, Leiter des Krisenstabs, und Ratsherrin Angelika Penack-Bielor machten sich vor Ort selbst ein Bild von der Lage. "Mit einem Pegelstand von teilweise 2,65 Metern Höhe hat die Düssel in Gerresheim einen historischen Höchststand erreicht. Die Landeshauptstadt Düsseldorf hat schon in der Nacht alles in die Waagschale geworfen, um größere Schäden in der Ostpark-Siedlung zu verhindern. Wir hoffen, dass die weiteren 25.000 Sandsäcke, die in den frühen Abendstunden auf rund 700 Metern verbaut werden, den Deich ausreichend stabilisieren können. Ich danke allen, die hier anpacken und mithelfen, das Hochwasser in den Griff zu bekommen", erklärt Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, der zudem die "großartige Solidarität" der betroffenen Bürgerinnen und Bürger untereinander hervorhob.
Der Deutsche Wetterdienst warnt weiter vor Niederschlägen bis morgen früh.
Im Aaper, Grafenberger und Gerresheimer Wald wurden einige unterspülte Wege gesperrt.
Der Wildpark wurden geschlossen.
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